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Was ist eigentlich ein Citizen Developer?

Geschrieben von Christoph Konrad | 27.09.2022 10:53:11

Ein Begriff, der in der Software-Entwicklung immer häufiger auftaucht, ist der Citizen Developer. Wörtlich übersetzt bedeutet dies so viel wie „Bürger(licher)-Entwickler“. Auch wenn diese wörtliche Übersetzung natürlich keinen Sinn ergibt, deutet sie in die richtige Richtung. Wir möchten Ihnen heute den Begriff erklären und zeigen, weshalb er für die Anwendungsentwicklung der Zukunft eine zentrale Rolle spielt.

Zur Erklärung gehen wir das Thema von zwei Seiten an:

 

Die Lösung für den Fachkräftemangel in der Softwareentwicklung

 

Auf der einen Seite ist da der Fachkräftemangel, der sich auch besonders in der Softwareentwicklung deutlich verschärft hat. Viele Jahrzehnte wurde Software von professionellen Entwicklern erstellt. Sie beherrschen die Programmiersprachen der IT-Welt, haben oft eine lange Ausbildung oder ein Studium hinter sich und sind hoch qualifiziert.

Da im Zeitalter der Digitalisierung / digitalen Transformation an allen Ecken und Enden Softwareentwickler benötigt werden, gibt es einfach zu wenige. Eine Lösung für dieses Problem können die Citizen Developer sein.

Im Gegensatz zu professionellen Softwareentwicklern verfügen Citizen Developer über keine speziellen IT- oder Programmierkenntnisse, bringen jedoch eine grundlegende IT-Affinität, ausreichend technisches Verständnis sowie ein gesundes Maß an Prozessverständnis mit. Gibt man ihnen eine passende Entwicklungsumgebung an die Hand, sind sie in der Lage, Geschäftsanwendungen selbst zu erstellen.

Passende Entwicklungsumgebungen sind beispielsweise Low-Code-Plattformen, die es ihnen ermöglichen, mit vergleichsweise wenig technischem Verständnis und ohne große Programmierfähigkeiten Anwendungslösungen zu „bauen“.

Oft sind die Citizen Developer in den Fachabteilungen eines Unternehmens beheimatet, wo sie genauste Kenntnisse über die Prozesse sowie die Anforderungen innerhalb ihrer Abteilung haben und geradezu prädestiniert sind für die Entwicklung kontextrelevanter Softwarelösungen. Aus diesem Grund werden Citizen Developer gerne mit „Fachbereichsentwickler“ übersetzt.

Um Missverständnisse vorzubeugen: Citizen Developer können einen ausgebildeten Software-Entwickler nicht ersetzen, sie können sie aber entlasten und ergänzen.

 

Zukunftstechnologie der Low-Code-Entwicklung macht Citizen Developer erst möglich

 

Auf der anderen Seite ist da der Low-Code-Ansatz als die treibende Kraft der digitalen Transformation. Denn: Mit Low-Code erfolgt die Programmierung nicht mehr mit Millionen Code-Zeilen, sondern mittels grafischer Methoden. Das macht es Unternehmen auch trotz des immer stärker werdenden Fachkräftemangels möglich, auf kontrollierbare Weise und in kürzester Zeit Anwendungen zu entwickeln und bereitzustellen, die genau auf die Arbeitsabläufe des Unternehmens abgestimmt sind.

Man kann also behaupten, dass die Zukunftstechnologie der Low-Code-Entwicklung die Entstehung der Citizen Developer erst möglich gemacht hat. Durch Entwicklungsumgebungen und Plattformen werden Applikationen mithilfe einer grafischen Benutzeroberfläche per Drag-and-Drop „zusammengesteckt“. Es findet keine Programmierung statt, sondern eine Konfiguration von Prozessen.

Citizen Developer werden mit der Low Code Plattform dazu befähigt, auch hoch individuelle Business-Prozesse mithilfe dieses Softwarebaukastens abzubilden und sämtliche Softwareanforderungen eigenständig und ohne das Hinzuziehen von ausgebildeten Developern schnell und einfach umzusetzen. Dabei können nicht nur einfache, unabhängige Programme konfiguriert werden. Auch hoch komplexe, miteinander verbundene Datenmodelle können mithilfe unserer eigenentwickelten Low-Code-Plattform von einem versierten Citizen Developer aufgebaut werden. Wie in unserem Falle bis hin zum vollumfänglichen ERP-System GEBRA-Suite.

 

Notwendige Eigenschaften eines Citizen Developers

 

Eines ist klar: Wer als Citizen Developer tätig sein will, muss keine Programmiersprachen beherrschen. Grundsätzlich kann jede Person ohne Erfahrung in kürzester Zeit das Bauen von Applikationen erlernen. Dennoch ist eine grundlegende IT-Affinität, ausreichend technisches Verständnis – wir nennen das digital Mindset – sowie ein gesundes Maß an Prozessverständnis empfehlenswert.

Noch einfacher wird der Einstieg, wenn ein Grundverständnis für Datenmodelle vorhanden ist. Hat jemand bereits komplexere Excel-Tabellen, vielleicht sogar Makros erstellt oder verfügt über erweiterte Kenntnisse in einem ERP-Programm, erleichtert dies den Einstieg, gerade für komplexere Applikationen, ungemein. Sind Grundkenntnisse in SQL oder JavaScript vorab vorhanden, ist IT-seitig die Basis sogar schon vollständig vorhanden.

Die zweite, aber wichtigere Voraussetzung für die Applikationsentwicklung als Citizen Developer ist das Prozessverständnis. Dieses muss schon zu Beginn der Verwendung von Low-Code-Plattformen vorhanden sein. Low-Code-Plattformen bieten ein hohes Maß

an Flexibilität gepaart mit klaren strukturellen Vorgaben. Ein Citizen Developer muss die Plattform nun nur noch mit seinem maßgeschneiderten Prozess füttern. Dieser muss ihm klar bekannt sein, damit eine Applikation nicht nur schön aussieht, sondern auch einen optimalen Workflow und eine hohe Usability bietet.

 

Fazit: Citizen Development ist die Brücke zwischen Business und IT

 

Die Verfügbarkeit professioneller Softwareentwickler wird immer geringer. Nicht, weil kein Nachwuchs mehr auf den Markt kommt, sondern weil die digitale Transformation der Unternehmen immer mehr Bereiche tangiert und immer mehr Entwickler erfordert. An ihre Stelle treten die Citizen Developer, die nicht mehr in der zentralen IT-Abteilung, sondern in der Fachabteilung die benötigten Anwendungen „bauen“. Hier entsteht eine tragfähige Brücke zwischen Business und IT.